Warum? Das werde ich häufig gefragt, mal spöttisch, mal echt interessiert.
Nun, im Prinzip hatte ich bereits während meiner Schwangerschaft mit dem Sternchen damals schon darüber nachgedacht. Allerdings habe ich mich nicht konkret mit der Thematik auseinandergesetzt. Damals wollte ich gern Müll vermeiden und unserer Umwelt zuliebe auf Wegwerfwindeln verzichten. Soweit meine Gedanken. Doch kannte ich niemanden, der bereits Erfahrungen hatte und mich mit Tipps versorgen konnte.
Einen Windelservice (wie es ihn mancherorts gibt) gab es in unserem Wohnort nicht. Und ich konnte mir nicht gut vorstellen, die benutzten Windeln tatsächlich selbst zu reinigen, glaubte, der Aufwand wäre riesig.
So blieb es bei dem Gedanken und wir nutzten die Standardwindeln.
Während der Wickelzeit mit dem Sternchen habe ich nur ab und an mal daran gedacht, mich doch wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen, es aber nicht in die Tat umgesetzt.
In der Schwangerschaft mit dem Babymädchen habe ich nicht mehr daran gedacht. Erst als ich das erste Windelpaket einer öffnete und mir ein unfassbar chemischer Geruch in die Nase stieg, kam es mir kurzfristig wieder in den Sinn. Aber eben nur kurz, glaubte eher, geruchsempfindlicher geworden zu sein.
Leider gesellte sich bei unserem Babymädchen nach wenigen Wochen ein atopisches Ekzem zu ihr, welches ich als Säugling bereits hatte. Noch heute erzählt meine Mutter häufig davon, da sie mich dadurch ausschließlich mit Stoffwindeln wickeln konnte. Doch ihre Erzählungen waren eher negativ behaftet und so ließ ich es zunächst auch dabei.
Doch bei Instagram sah ich immer mal wieder Bilder von niedlichen Babypopos, die in bunte und niedliche Stoffwindeln gehüllt waren.
Bei einem der letzten Termine mit der Kinderärztin fragte ich sie, ob es eine gute Alternative zu der bisherigen Wickelweise wäre, denn unsere Jüngste hat sehr empfindliche Haut. Sie sagte, dass es auf einen Versuch ankäme, ich aber möglichst auf Wollüberhosen verzichten sollte.
Mit diesem "Go" machte ich mich noch am selben Abend daran, ein klein wenig im Internet zu recherchieren, stellte es mir nicht allzu kompliziert vor.
Als ich allerdings die ersten Preise sah und viele mir völlig unbekannte Begriffe und Systeme, war ich doch wieder unentschlossen.
Doch das Thema ließ mich nicht los, viele Stunden verbrachte ich damit, mir Informationen über das Internet zu holen (via Instagram, Youtube und Stoffwindel-Shops). Und dann bestellte ich mir zunächst zwei Windeln, um mich mit der Thematik in der Praxis vertraut zu machen.
Die Vorfreude war riesig, als das Päckchen ankam. Ich hatte mir eine Stoffwindel bestellt, die bereits alles eingnäht hat, eine sogenannte All-in-one, so daß sie zu nutzen ist wie eine Wegwerfwindel. Dazu hatte ich eine Rolle Windelvlies bestellt, um das große Geschäft davon abzuhalten, direkt auf die waschbaren Einlagen zu gelangen.
Hier eine All-in-one der Marke Blümchen |
Natürlich gefiel diese Variante auf Anhieb. Alles wie vorher, nur mit waschen. Doch ich rechnete es mir schnell hoch: wenn ich im Schnitt pro Tag 6 Windeln brauche und auch noch Trockenzeiten mit einplane, würde ich sicher 25 Windeln haben müssen. Und wer sagt denn, dass sie tatsächlich mitwachsen? Wer sagt, dass sie tatsächlich bis zum Ende der Wickelzeit halten, wenn ich sie denn so häufig waschen muss. Außerdem kostet eine Windel schon je nach Fabrikat knapp 20 Euro. Und dann gibt es überall auch noch verschiedene Pflegehinweise....
Irgendwie fand ich immer mehr Gründe, die gegen die Nutzung sprachen.
Doch ich hatte noch eine weitere Variante bestellt, ein Windelüberhöschen mit eine prefold Einlage. Das sah im Netz ganz easy aus. Das Prinzip auch wieder denkbar einfach: prefold zusammenklappen (eine prefold ist eine Einlage, die man nur umklappen braucht und einlegt....kein großes Gefalte notwendig), einlegen und Windel um. Doch hier empfand ich es so, dass schon ein dickes Windelpaket entstand und blieb dadurch skeptisch. Das Material der prefold erschien mir zu fest und zu starr.
Dennoch wollte ich mich von meinem Gedanken es weiter zu probieren, nicht abbringen lassen, und verbrachte abermals einige Abende damit, zu recherchieren, welche Einlagen noch nutzbar sind, welche Arten es gibt usw. Doch je weiter ich in den Dschungel des Internets hervortrat, desto verwirrter war ich und wusste überhaupt nicht mehr, welche Marke ich bestellen sollte und welches System uns wirklich liegen könnte. Testpakete fand ich schon ziemlich teuer, wenn man bedenkt, das man am Ende doch nicht seine perfekte Lösung in Händen hält. Also blieb wieder Unsicherheit.
Irgendwann stiess ich auf die Seite Windelwissen (*Klick*), weil ich gern Vergleiche verschiedener Hersteller sehen wollte. Diese Seite hat mir großartig weitergeholfen, denn endlich wurde mir simpel erklärt, welche Einlagen wirklich wichtig sind. Daraufhin habe ich mir saugfähige Mullwindeln bestellt (ein Fünferset kostet noch nicht einmal soviel wie eine Überhose!) und eine Überhose, die mir aus ihren Beurteilungen am besten gefiel. Aber ich traute mich auch eine Windel mit zwei anderen Systemen zu bestellen.
Die erste Alternative zur All-in-one war eine Pocketwindel. Hier werden saugfähige Einlagen in die Windel eingeschoben, so dass man selbst darüber entscheiden kann, wie dick die Windel werden soll. Kommt ja auch auf das Baby an bzw. wie oft man selber wickeln möchte. Ansonsten funktioniert es so wie bei der All-in-one. Nach Gebrauch alles waschen.
Da es je nach Pocketgröße und Einlagenart (mitgelieferte Einlagen, Mullwinden, Waschlappen, oder oder oder) mitunter fummelig sein kann, die Einlagen zu platzieren oder sie verrutschen, habe ich eine Windel bestellt, bei der man die Einlagen fest einknöpfen kann.
Hier kann man die Einlagen nach Gebrauch rausknöpfen und Neue einknöpfen. Also muss die Überhose nicht unbedingt sofort mit in die Wäsche. Ob das bei anderen Herstellern auch so ist, weiß ich allerdings nicht. Bei meinem Testobjekt ist es so. Und das war auch gut so....
...denn mir ist bei der ersten Bestellung ein Fehler unterlaufen: die Einlagen habe ich nicht bestellt, nur die dazugehörige Überhose. Daher nutzte ich auch für dieses Höschen die Variante mit den Mullwindeln.
Hierzu falten ich die Mulltücher in Einlagengröße, ein Windelvlies drauf und dann wickeln. Nach Gebrauch verhält es sich so wie bei der Pocketwindel. Wenn nichts daneben gegangen ist, dann muss die Überhose nicht mit in die Wäsche.
Alle Varianten habe ich ein paar Wochen getestet und musste waschen ohne Ende. Denn ich hatte ja nur ein ganz paar Stoffis. Im Laufe der Tage/ Wochen kristallisierte sich jedoch immer mehr heraus, dass meine Lieblingsvariante tatsächlich die mit den Mullwindeln ist. Ich falte sie bereits immer vor, so dass selbst der Gatte keine Schwierigkeiten hat, Windeln zu wechseln. Obwohl er es derzeit immer noch gern mir überlässt, da er die verschiedenen Systeme noch nicht im Blick hat und manchmal nicht weiß, was gerade getragen wird.
Inzwischen habe ich unseren Bestand aber gut aufgestockt und nutze fast ausschließlich die Lieblingsvariante. Wenn wir Tagesausflüge planen, stecke ich immer zusätzlich zu einem Mulltuch die fertigen Pockets oder die All-in-one ein. So nutzen wir alle Windeln, die sich bisher hier angesammelt haben.
Von unten nach oben: AIO von Blümchen, Überhose von bambinomio, Überhose von Milovia, Überhose von Blueberry |
Und was ist mein Fazit: einfach toll!
Erstens macht mir das Waschen nichts aus. Dank Windelvlies kann das größere Geschäft in der Toilette oder Restmüll entsorgt werden, und ansonsten kann ich vorab auch schon ausspülen.
Zweitens ist die Haut des Babymädchens im Windelbereich deutlich seltener gerötet und sieht besser aus.
Drittens kann ich zur Pflege sagen, dass ich alles mit ganz normalen Waschmittel wasche, Weichspüler kam mir sowieso noch nie ins Haus.
Alles in allem bin ich froh, mich doch noch für Stoffis entschieden zu haben.
Ich kann für uns also sagen, dass die Umstellung nicht nur aus Müllvermeidungsgründen einer voller Erfolg ist! Jeder muss natürlich für sich ausprobieren, welche Windelvariante am besten zu ihm passt und welche Firma sich gut eignet. Und ich kenne natürlich bisher auch nicht alle Möglichkeiten und Hersteller, habe aber mit den bestellten Stoffis schon "meine" Variante gefunden.
Dennoch werde ich noch weitere Windeln probieren und weiterhin immer mehr dazulernen.